Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2014

Kulturrat Thüringen e.V.

 

Die musikschulspezifischen Antworten der Thüringer Parteien

 

Der Kulturrat Thüringen richtete im Herbst 2013 einen umfassenden kulturpolitischen Fragekatalog an die politischen Parteien. Die Antworten liegen nun vor und füllen 62 Seiten. Alle Antworten finden Sie hier.

 

Der Verband deutscher Musikschulen - Landesverband Thüringen hat für Sie die Antworten mit direktem Musikschulbezug herausgezogen. Jeder Absatz entstammt einer anderen Frage, dennoch entsteht ein Gesamteindruck, welche Ideen die Parteien in der kommenden Legislaturperiode für die Musikschulen haben. Allein die Häufigkeit der Verwendung des Wortes "Musikschule" ist ein kleines Indiz dafür, wie die Parteien die Thüringer Musikschulen wahrnehmen.

 

CDU

Gerade im Musikunterricht ist es ergänzend möglich für projektorientierten Unterricht und Projekte externe Angebote und Personen nutzen. Hier ist eine verstärkte Kooperation mit Musikschulen und sonstigen musikpädagogischen Angeboten sowie Künstlern wünschenswert.

 

Die Musikschulen sind, wie die meisten kulturellen Einrichtungen in kommunaler Verantwortung. Daher müssen vorrangig diese für ein adäquates Angebot sorgen. Dabei ist es wünschenswert, dass die angespannte Situation bei den Festanstellungen von Lehrern verbessert wird. Das Land sollte die Musikschulen weiter durch Projektförderung unterstützen. Besonders die Kooperation zwischen Musikschulen und anderen Bildungseinrichtungen sollte dabei in den Blick genommen werden. Gleichzeitig müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Bildungs- und Teilhabeprogramm noch gezielter einzusetzen.

 

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Wir stehen für umfassende kulturelle Teilhabe für alle in Thüringen lebenden Menschen sowie für den Erhalt und die Weiterentwicklung der kulturellen Vielfalt. Selbstverständlich gilt dies für die Menschen, die in den Thüringer Städten leben genauso wie für die Menschen auf dem Land und in den Dörfern. Dazu braucht es auch im ländlichen Raum wohnortnahe Kulturangebote, Museen, Bibliotheken und Musikschulen, die wir erhalten und unterstützen wollen.

 

Insbesondere im Fach Musik schlagen wir vor, darüber nachzudenken, inwieweit Lehrkräfte der Musikschulen nach entsprechender Qualifizierung im Musikunterricht in Thüringen eingesetzt werden können.

 

Die derzeit 25 kommunal getragenen Musikschulen leisten für die kulturelle Ausstrahlung und Wahrnehmung ebenso wie für die kulturelle Bildung Thüringens einen unermesslichen Beitrag. Im Moment sind jedoch nur ein Drittel der Beschäftigten an Musikschulen fest angestellt. Das Land und die Kommunen stehen hier in der Verantwortung, diesen Anteil spürbar zu erhöhen. Die knappen Projektmittel für die Musik- und Jugendkunstschulen wollen wir anheben. Da wir prekäre Beschäftigung an den Thüringer Musikschulen nicht  akzeptieren, werden wir in unserem Kulturfördergesetz auch verbindliche Regelungen zur künftigen Finanzierung der Musikschulen von Seiten des Landes vorlegen.

 

FDP

Die FDP setzt sich dafür ein, keine Musikschulen zu schließen, für staatliche Musikschulen sollte es eine Bestandsgarantie geben, auch hinsichtlich der Bezahlung der Lehrkräfte. Aus Sicht der FDP Thüringen verhindern die starren Zugangsregeln die Möglichkeit, Kunstpädagogen mit Migrationshintergrund in den Musikschulalltag zu integrieren. Diese Potenziale werden verschenkt ! Nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler Akzeptanz zu Migranten und deren Kultur und Sprache gewinnen können, auch wird die Qualität deren Ausbildung nicht genutzt. Deren Ausbildung ist sicher nicht deckungsgleich mit der an deutschen Hochschulen. Die Frage der Qualität wird jedoch nicht gestellt, sie ist eben nur anders. Hier besteht, wie es die FDP Thüringen sieht, dringender Handlungsbedarf.

 

Jedes Kind, egal welcher sozialen Herkunft, muss die Möglichkeit haben, ein Grundrepertoire elementarer künstlerischer Ausdrucksformen zu erlernen. Die Kommunen sind in Zukunft finanziell in die Lage zu versetzen, ihre freiwilligen Leistungen so zu erbringen, dass auch ihre Musikschulen finanziell so ausgestattet werden, dass sie ihrer Aufgabe gerecht werden. Zeitgleich setzt die FDP Thüringen aber auch auf Anbieter im privaten Bereich, um den Wettbewerb um die besten Angebote zu fördern.

 

DIE LINKE

Gerade auch die Soziokultur bietet einen Zugang zum aktiven Gestaltungsprozess. Jugendkunstschulen, Musikschulen und andere künstlerische und soziale Projekte und Initiativen in den Kommunen laden zum Mitmachen und Mitgestalten ein. Sie sind ausschlaggebend dafür, dass Kultur für jeden von uns ohne Berührungsängste real wird. Um aber ein nachhaltiges kulturelles Bildungsangebot anbieten zu können, an dem alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität und privatem Geldbeutel teilhaben können, bedarf es neuer und transparenter Finanzierungsstrukturen, mehr Planungssicherheit durch eine solide Grundfinanzierung und eine mehrjährige Projektförderung für die Kultureinrichtungen sowie eine Abkehr aus teils prekären Beschäftigungsverhältnissen.

 

Wir wollen, dass Jugendkunstschulen in der Wahrnehmung und gesetzlichen Verankerung den öffentlichen Musikschulen gleichgestellt sind.

 

DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen auch durch Lehrkräfte der Musikschulen qualitativ hochwertig abgesichert werden kann, solange der Bedarf an Fachpersonal noch nicht ausreichend gedeckt wurde. Darüber hinaus unterstützen wir Kooperationen zwischen Musikschulen und allgemeinbildenden Schulen, wobei die eingesetzte Lehrkraft aus dem Musikschulbereich auch eine adäquate, an den Tarif angelehnte Vergütung für den erbrachten Unterricht erhält.

 

DIE LINKE steht für eine Bewahrung und Verstetigung der Musikschulen im Freistaat und strebt daher eine institutionelle Förderung für sie an. Die Veränderung der Förderstruktur für die Musikschulen soll dabei auch die Erhöhung der Anzahl von Festeinstellungen erreichen. Die Möglichkeit, als gut bezahlte Honorarkraft an diesen Einrichtungen zu arbeiten, soll dabei der Freiwilligkeit unterliegen und nicht aufgrund der finanziellen Situation zu einer Zwangsmaßnahme werden, die weiterhin prekäre Bedingungen schafft. Durch die institutionelle Förderung, die mit Projektförderungen von wenigstens drei Jahren ergänzt werden kann, soll auch die Teilhabe aller Menschen am Bildungsangebot sozial verträglich ermöglichen.

 

SPD

Die Sicherung eines attraktiven kulturellen Angebots ist gemeinsame Aufgabe von Land und Kommunen. Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Arbeit und eines sozial gerechten Zugangs zu den Angeboten der insbesondere kommunal getragenen Musikschulen sind leistungsfähige Kommunen. Um die kulturellen Angebote nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln fordert die SPD schon lange eine Gebiets- und Verwaltungsreform zur Bildung von schlagkräftigen Landkreisen und Kommunen. Diese Reform kann auch dazu beitragen, die Kulturfinanzierung auf eine breitere Basis zu stellen. Finanziell abgesicherte Kommunen sind auch Voraussetzung für eine Erhöhung der Festeinstellungen, für die wir uns einsetzen werden. Bis zur Umsetzung der Gebiets- und Verwaltungsreform möchte die SPD mit erfolgreichen Instrumenten, wie dem von uns eingeführten Kulturlastenausgleich (9 Mio. Euro pro Jahr) zum Erhalt der kulturellen Angebote und Vielfalt beitragen. Gemeinsam mit der Landesmusikakademie Thüringen soll zudem die Fort- und Weiterbildungen ausgebaut werden. Gleichzeitig sollte verstärkt für die Förderung über die sogenannten Bildungs- und Teilhabepakete geworben werden und eine zielgerichtete Ansprache des Adressatenkreises durch die Kommunen erfolgen.